Schon der Opener mit seinen softrockigen Gitarren klingt, als wäre Clueso tatsächlich Udo Lindenbergs heimlicher Sohn und würde sich schon mal auf dessen Erbe vorbereiten. Mit der Single "Freidrehen" lieferte er den Soundtrack für den Sommer ab, für den Moment, in dem der Joint ums Lagerfeuer kreist und man sich einfach nur wohl inmitten seiner Freunde fühlt.
Nach diesem gelungenen Song packt Clueso seine Klampfe aus und singt über sein Leben unterwegs in der großen weiten Welt und zuhause in Erfurt. Durchaus nett, aber wirklich aufregend ist das nicht und das gilt fürs ganze Album. Alles bleibt schön im wohltemperierten, dezent melancholischen Bereich, ja nichts Extremes, ja nichts Konkretes. Schließlich ist Clueso für alle da: seine Fans sind jetzt Mainstream!
Das Radio wird "Stadtrandlichter" zweifellos lieben, zumal "Uns Udo" auch noch auf ein gemeinsames Duett im Studio reingeschaut hat. Der hatte zu Beginn seiner Karriere mit Progrock und gewagten, teils klar politischen oder zumindest gewitzten Texten auf sich aufmerksam gemacht. Davon ist Clueso weit entfernt, alles ist auf harmlose Gefällig- und Gefühligkeit angelegt.
Am Ende singt Clueso zur Akustikgitarre ein Lied, das entfernt an BAPs "Jraaduss" erinnert. Bei Clueso heißt es nicht "geradeaus", sondern "nebenbei". Und genau so klingt es auch.
Nach 15 Jahren im Musikgeschäft schleicht sich wohl zwangsläufig so etwas wie Routine ein, was vielleicht auch daran liegt, dass Clueso inzwischen alles selbst macht, Chef seiner eigenen Plattenfirma ist und sich um unzählige Dinge kümmern muss. "Alles läuft besser als je zuvor". Schön für ihn. Er ist ja auch ein total netter Typ, dem man den Erfolg gönnt. Doch am Ende des Albums fragt man sich: was soll uns das alles sagen? Und: warum muss Zufriedenheit immer so satt klingen?
Clueso Stadtrandlichter Tour 2014