Cover: Car Seat Headrest - Teens of Denial

Teens Of Denial

Car Seat Headrest

Redaktionswertung: 
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13 Alben in sechs Jahren: Will Toledo hat mit "Teens Of Denial" nicht nur sein erstes "richtiges" Studioalbum produziert, sondern auch eine der besten Slacker-Indie-Rockplatten der 2000er Jahre.

Download & Stream: 

Will Toledo ist so eine Art Fleischgewordenes musikalisches Langzeit-Studien-Projekt. In den letzten sechs Jahren verschenkte(!) der verschrobene US-Indie-Rocker unter seinem Moniker Car Seat Headrest zwölf Alben via Bandcamp. Nur um jetzt doch noch über Matador sein erstes "richtiges" Album - mit Band im Studio, Label, Vertrieb und allem pipapo - zu veröffentlichen. 

Analog dem Langzeitfilmprojekt "Boyhood" ist auch die Vita von Toledo eine Coming-Of-Age-Story mit unfassbar dummen und tiefsinnigen Lebensweisheiten über Drogen, Alkohol, die richtigen und falschen Freunde und das Schicksal der Menschheit. Alles was einem mit Mitte zwanzig heutzutage halt so beschäftigt.

Last friday I took acid and mushrooms, I did not transcend, I felt like a walking piece of shit

Der Kapitän der gestrandeten Costa Concordia wird zum Synonym einer verdrogten und unglaublich ziellosen Jugend und die Slow-Motion-Beobachtungen auf einer Party mit dem typischen "einem Bier zu viel" zu einer fast schon philosophisch angehauchten Ode doch endlich mal was auf die Reihe zu kriegen. Die typischen Coming-of-Age-Themen also, aber in einem gar nicht so gewöhnlichen, sondern ziemlich intelligenten und frischen 90er-Slacker-Rock-Gewand.  

Bis zum Rand mit der Tristesse der Vorstadt gefüllt, nimmt der 23-jährige Will aus Leesburg/Virginia zwölf Alben in Eigenregie auf, teilweise auf der Rückbank des Autos. So erklärt sich dann schließlich auch der Bandname. Einem Leben zwischen beängstigend gerade geschnitten Hecken, genau getimten Wassersprenklern für die Vorgärten und einer öden Routine mit immer den gleichen typisch-verspießten Vorstadtleuten entflieht er mithilfe von Musik. Wer hätte gedacht, dass in einem solch traurigen Ambiente solche rotzigen und grandiosen Rockperlen entstehen können. 

Tell my mother im going home, i have been destroyed by hippie powers

Ironisch, abgeklärt und angsteinflößend altklug packt Toledo Songs über die Suche nach gehaltvollen Pornos - "I've been waiting all my life, I've been waiting for some real good porn. Something with meaning. Something fullfilling. I Like to make my shame count for something." - neben Textzeilen, nach dessen Hören man dieses Milchbubigesicht kurzerhand zu einer Ikone der heutigen Jugend erklären könnte. 

Eine Randnotiz bleibt, dass ein im letzten Moment doch nicht genehmigtes The Cars-Sample im Song "Just What I Wanted/Not Just What I Needed" den physischen Release verzögert. Tausende von Platten und CD's mussten eingestampft werden. Digital wurde der Track kurzerhand ausgetauscht und ist planmäßig am Freitag erschienen. 

Zieht euch alle 143 Songs von Car Seat Headrest auf den Player, fahrt zum Strand und hört das Gesamtwerk dieses Will Toledo rauf und runter. Unprätentiös, gnadenlos ehrlich und verflucht talentiert ist er, und wohl einer der wenigen, der den Zeitgeist der heutigen Jugend so wirklich verstanden hat.

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